[Discuss] Unidirektionales WLAN?
Erich N. Pekarek
(spam-protected)
Sa Okt 20 23:19:46 CEST 2018
Hallo Thomas!
Erlaube mir, ein paar unvollständige Infos und Überlegungen als
Grundlage für Deine weitere Informationssuche beizutragen:
Am 2018-10-20 um 20:39 schrieb Thomas Zehetbauer:
> Hallo Harald!
>
>> interessantes Projekt!
> Danke!
>
>>> Nach meiner Erfahrung sind zumindest die Beacons bei freier
>>> Strecke kilometerweit sichtbar, was mir notfalls genügen würde,
>>> um die aktuelle Position zu broadcasten.
>> Wie willst du in den WLAN-Beacons die Position übertragen?
>
> Indem ich die Positionsdaten als SSID verwende.
> Der AP heisst dann zum Beispiel "48.1234_16.1234_220"
Die Problematik, die ich dabei sehe ist folgende:
Hostapd muss dafür nach meiner Kenntnis neu gestartet werden. Wenn also
nur ein WLAN-Modul vorhanden ist, wird es zwangsläufig Aussetzer geben,
sodass zwar die Positions-SSID erscheint, aber Datenübertragungen innert
dieser ESSID verunmöglicht werden. (Gilt dann auch für Multi-SSID/VAP).
Im Adhoc-Mode wäre die BSSID für die Datenübertragung massgeblich,
während die ESSID, wenn sie zur Laufzeit änderbar ist, irrelevant ist.
Mit dem iw-utility kann man aber meines Wisssens zur Laufzeit keine
Änderungen machen, sondern muss den Adhoc-Mode beenden und neu starten.
Es stellt sich dann aber die Frage, ob der Empfänger die Änderung auch
ausliest, oder, ob er sich die anfängliche ESSID „merkt“ oder nur eines
der im Adhoc-Mode verbundenen Geräte repräsentativ anzeigt. Ich erinnere
mich, dass mit „horst“ auf unseren Linksys eine solche Anomalie stetig
zu beobachten war.
>
>>> Schöner wäre natürlich eine statische essid und die Telemetrie
>>> über UDP zu senden, aber was passiert, wenn der Ballon die
>>> Bodenstation nicht mehr sieht? Wird trotzdem weiter gesendet?
>> Ja. Insbesondere wenn du an eine broadcast addresse sendest.
>> Also zum Beispiel 10.11.12.1/24 als Adresse konfigurieren und an
>> 10.11.12.255 UDP Pakete senden.
>> (Das ganze natürlich im ad-hoc Modus.)
>
> Sollte das auch im Access-Point Modus funktionieren?
Siehe oben: Unterbrechungen vorprogrammiert. Lösung: Dual-Radio. Neues
Problem: steigender Energiebedarf.
>
>> 2.4 GHz hat weniger Dämpfung als 5 GHz. Wegen Bitrate ist es ein
>> Kompromiss: Je niedriger umso größer die Reichweite, aber auch umso
>> wahrscheinlicher eine Kollision.
>
> Also niedrige Bandbreite und kleine Pakete.
Wobei ich „Bitrate“ durch „Modulation“ oder „Modulation & Coding“
ersetzen würde, denn Bitrate ist teils durch Modulation und Codierung,
wie auch Intervalle bedingt - und kurze Intervalle auf lange Strecken
werden eher nicht miteinander korrelieren.
>
> Mich würde vor allem interessieren, wie sich der gewählte Standard
> (a/b/g/n) und die Bandbreite auf die Modulation (BPSK, QPSK, QAM)
> und damit auf die Reichweite auswirkt.
Eher umgekehrt: Durch die zunehmende Entfernung wird die Wahl von
geringeren Bitraten und stärker Bandspreizung erforderlich, denn mit der
Entfernung sinkt einerseits das Signal-Rauschverhältnis, steigen die
Signallaufzeiten, sind längere Intervalle zwischen den Symbolen
erforderlich und erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Burst-Störungen.
802.11 verwendet für die beiden „unteren“ Modi DSSS/FHSS und für die
Modi nach 802.11b DSSS+CCK, während die neueren Verfahren „weniger tief“
in den Äther eindringen. DSSS ist gegen schmalbandige Störungen
unempfindlicher. Dasselbe gilt bis zu einem gewissen Grad auch für OFDM,
während *PSK und darauf aufbauend QAM-Verfahren hier z.T. total
ausfallen können. Die entsprechenden Wikipedia-Artikel sind lesenswert.
Bei 802.11 werden Beacons, wenn ich es damals richtig verstanden habe,
was Matthew S. Gast in seinen Standardwerken schreibt, immer mit der
niedrigsten verfügbaren Datenrate also bei 802.11b/g/n mit 1 Mbit/s BPSK
übertragen, damit auch alle Teilnehmer im Empfangsradius, also all jene,
die das Signal noch fehlerfrei dekodieren können, sich mit der
Gegenstelle akkordieren können. Bei 802.11a bin ich mir gerade nicht
sicher: Ich vermute demzufolge, es seinen dort 5.5 Mbit/s QPSK oder MCS
0 SGI in (spam-protected) Man korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege.
>
>> ad Reichweite verbessern: Richtantenne auf der Empfangsseite.
>
> Ich denke auch an einen Vorverstärker, aber dazu brauche ich einen
> WLAN-Adapter mit Antennenanschluss und müsste diesen - falls das
> überhaupt möglich ist - auf "nur Empfang" konfigurieren.
Vorverstärker werden nur etwaige Störungen, die bei breitem Beam
zwangsweise mitempfangen werden, mitverstärken. Antennennachführung und
geringe Beamwidth scheinen mir da eher erfolgversprechend zu sein.
>
> Oder wie reagiert ein handelsüblicher LNA, wenn er am Ausgang
> mit Sendeleistung konfrontiert wird.
[...]. --verbose. Was verstehst Du exakt unter einem handelsüblichen LNA?
>
> Eine weitere Möglichkeit wäre, mit WLAN zu senden und einen RTL-SDR
> als Empfänger zu benutzen. Damit kann ich sicher einen Vorverstärker
> verwenden, aber wie bekomme ich die WLAN-Daten aus dem IQ-Stream?
Nur geraten:
https://www.rtl-sdr.com/a-demonstration-of-the-rtl-sdr-receiving-wifi-and-2-4-ghz-ism-with-a-modded-sup-2400-downconverter/
>
> Was sind die längsten Strecken bei Funkfeuer und wie werden die
> betrieben?
Leider kann ich mangels eigener Erfahrung mit dieser Information nicht
dienen. Die Amateurfunker (ich bin keiner), die hier mitlesen, und
HAMNET-Stationen betreiben, sind die richtigeren Ansprechpartner dafür.
Ansonsten finde ich Erfahrungsberichte im Internet zu
Long-Distance-Links etwa aus Australien, wo „Cantennas“ auf einem
Spiegel beträchtliche Strecken operativ überbrücken. Bedenke bitte nur,
dass der Betrieb solcher Strecken grundsätzlich innerhalb der EU nicht
zulässig sein wird - soweit es nicht Ausnahmeregelungen, wie etwa für
Amateurfunk gibt, die aber an Auflagen gebunden sind.
>
> Danke & Liebe Grüße
> Tom
>
Mehr kann ich leider zu Deiner Frage momentan nicht beitragen, aber ich
freue mich über das spannende Thema. Bitte um Updates, dazu!
LG
Erich
P.S.: Literatur von Matthew S. Gast in der O'Reilly-Reihe - siehe
https://www.oreilly.com/pub/au/692
„802.11 Wireless Networks: The Definitive Guide” beinhaltet alle
Grundlagen für WLAN, die beiden „Survival Guides“, ich kenne bisher nur
den für 802.11n, sind als Addendum zu verstehen. Womöglich findest Du
mit den Gratis-Leseproben auch das Auslangen.
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