[Discuss] die entwicklung von funkfeuer

Armin Medosch (spam-protected)
Sa Mai 23 10:12:43 CEST 2015


Hi,

wie manche vielleicht schon mitbekommen haben, schreibe ich an einem
neuen buch ueber das netzwerk commons.
http://www.thenextlayer.org/NetworkCommons

Im Zuge dessen gab es gewisse meinungsverschiedenheiten mit Aaron
Kaplan. Aaron wollte, dass ich auch ueber Funkfeuer schreibe. Ich habe
das aber zunaechst abgelehnt, und zwar aus folgendem grund: um euch vor
euch selbst zu schuetzen, indem ich euch nicht oeffentlich an den
Pranger stelle, denn als beobachter von aussen haette ich wenig gutes
ueber Funkfeuer zu sagen.

Ich habe zwar  noch vor ca einem Jahr einen Jubelartikel im Standard
geschrieben, aber das war die propagandistische seite, aus alter
freundschaft sozusagen. Ich habe mich jetzt ca ein jahr lang mit
Guifi.net und Freifunk beschaeftigt. Im Vergleich dazu schneidet
Funkfeuer einfach sehr schlecht ab. Ich moechte mal in geordneter Form
meine Kritikpunkte vorbringen. das soll bitte nicht als boese
Titschlagargumente verstanden werden, sondern im gegenteil, als Versuch
evtl eines besseren belert zu werden.

Mein Eindruck ist, dass FF eine extrem nach innen gekehrte Community
ist, die ausser mit sich sekbst nicht kommuniziert. Man fuehlt sich zwar
bestimmten erten verpflichtet, auf der Website wird z.B. das Pico
Peering Agreement zitiert, aber das Pico Peering Agreement sagt
eigentlich kaum etwas aus. Ich weiss das, denn ich habe es mitverfasst.

Es scheint also, dass es in Wien und einigen anderen Orten ein
drahtloses Netzwerk gibt, das auch Mesht. Das ist sicherlich ein
schoenes Hobby fuer ein paar Technikfans, aber darueber hinaus bezweifle
ich dass es irgendeinen Wert fuer die Gesellschaft hat. Funkfeuer funkt
also selbstgenuegsam ueber den Daechern wiens vor sich hin. Es gibt
keine oeffentlichen Hotspots, es gibt keine wie auch immer geartete
Kommunikation mit Mernschen ausserhalb des eigenen Netzes. Niemand der
nicht ohnehin schon Internet hat, erhalet durch FF Internet, wenn ich
nicht irre (bitte belehrt mich). Es erfuellt also auch nicht die
FUnktion, die Digital Divide zu schließen.

Nach dem gesagten erfuellt FF nicht die Kriterien eines Freien Netzes.
Im Gegenteil, es ist ein extrem geschlossenes Netz. Um diesem Netz
beizutreten, muss man einem Verein beitreten. Es steht zwar auf der
Wrbsite dass es nicht bedingung ist, aber die gesamte Struktur ist
extrem zentralisiert und laeuft ueber den Verein. Man muss auch zum
Verein um eine IP NUmmer betteln gehen, wenn man mitmachen will.

Das sind zentralistische Strukturen und genau das, was z.B. Consume,
London, vermeiden wollte.

FF kann man vielleicht als Commons bezeichnen, als Netzwerkallmende,
allerdings ist es eine geschlossene Allmende. Fuer die Beteiligung sind
hohe Huerden zu ueberwinden, auch menshcliche Huerden. Ich war mal im ML
bei einem eurer regelmäßigen Treffen, da waren eigentlich nur ein paar
alte Maenner, die sich im  breitesten Wiener Mundl Dialekt ueber
Antennenmontage unterhalten habe. Man hat mich eine halbe Stunde
komplett ignoriert, dnan bin ich wieder gegangen. Das ist
zugegebenermassen schon eine WEile her, aber ich kann mir denken, dass
es heute noch genauso ist. Aehnliches habe ich auch schon von anderen
gehoert.

Wenn ich eure Website genau studiere dann komme ich zu dem Ergebnis,
dass ich um teilnehmen zu koennen mir einen wlanrouter kaufen und darauf
FF Backfire installieren muss. Ausserdem muss ich eine genehemigungb
fuer einen antennenstandort am hausdach einholen und mit einem Lankabel
da hinauf kommen. Das sind alles zimeliche technische huerden so dass
wohl nur sehr technik-affine menschen mitmachen.

Apropos Website: Die Hauptwebsite scheint seit 10 Jahren gleich
geblieben zu sein. Die INformationen sind in Keiner weise irgendwie
ansprechend aufbereitet.

Guifi und Freifunk zeichnen sich dadurch aus, dass sie moderne gut
gemachte websites haben, die es leuten irklich schmackhaft machen sich
zu beteiligen. Beide, Guifi und Freinfuk, kommunizieren auf
vielfältigste Weise mit der Oeffentlichkeit. Sie bauen nicht nur freie
netze, sondern sind auch anwaelte einer freien Netzkommunikation. Diesen
Punkt finde ich heute beinahe noch wichtiger, der Oeffentlichkeit den
Unterschied zwischen kommerziellen und freien netzen zu erklaeren. FF
gibt sich da keine besondere muehe. Man ist scheints sehr von sich
selbst eingenommen, ueberzeugt "wir sind die guten". Guifi und Freifunk
sindn anwaelte der freien kommunikation und setzen sich fuer
demokratische grundrechte ein. sie bauen eben nicht einfach nur ein netz
fuer sich selber sondern kommunizieren das recht auf einen guten
netzzugang fuer alle. davon ist bei ff wenig zu erkennen.

Insofern ist es auch kein wunder, dass freifunk und guifi extrem
dynamisch wachsen - mit allen damit verbundenen problemen - waehrend FF
meines Ein drucks nach seit Jahren ungefaehr auf den selben Zahlen
herumduempelt, etwas ueber hundert in wien, ein paar dutzen in Graz und
ein paar vesrtreute am Land. Wiederum, belehrt mich eines besseren, wenn
das nicht stimmt.

Der Punkt aber ist, dass ich das bei Guif und Freifunk sehr genau sehen
kann. Guifi hat eine extrem gute Karte und auch die knoten als liste.
ich kann sehr transparent sehen, welche knoten tatswechlich im betrieb
sind, welche geplant, welche im aufbau. Auf eurer Karte habe ich ein
paar rote schwarze und graue punkte und nichtmal eine agenda die ir
sagt, was diese bedeuten. auch sehe ich nur einzelne punkte und keine
verbindungen. dabei gehtes bei einem netz doch um verbindungen, oder? es
steht dann, man muss sich einloggen, eine bessere karte zu bekommen.
aha. also wieder diese geschlossenen community sache.

Ich koennte noch weiter machen aber ich glaube es reicht. aaron, soll
ich das wirklich alles auf Englisch schreiben und als Unterkapitel in
mein BUch geben? Oder ist es nicht vielleicht besser ihr macht weiter
euer technisch sicher sehr superes netz, ihr ignoriert die welt und die
welt ignoriert euch, wie es bisher auch schon der fall war?

Gruss
Armin










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