[Wien] Wo ist FunkFeuer in 1/2/5 Jahren? Deine Meinung ist gefragt.

Christoph Loesch (spam-protected)
So Feb 28 22:39:56 CET 2021


Hallo!

Leider war ich verhindert und konnte am Termin nicht teilnehmen, habe mir aber folgende Gedanken gemacht.
(Achtung, dies spiegelt nur *meine Meinung* wieder und kann konträr zur Meinung anderer sein, was daher aber eine gewisse Diskussionsbasis schafft wodurch wir evtl. einen gemeinsamen Nenner finden können.)

Für eine Strategie braucht es meiner Meinung nach eine Zielsetzung um die Strategie zur Erfüllung der Zielsetzung entsprechend formen zu können.
Also, was wünschen wir uns? Welche Ziele haben wir? Was wollen wir denn erreichen?
Wenn dazu spontan nichts einfällt, kann man einen Blick auf bestehende Probleme werfen und beispielsweise die Behebung derer oder zumindest Verbesserung der Situation als Grundlage für eine Zielsetzung nehmen.

Zitat aus der funkfeuer.at Webseite:
Was ist FunkFeuer?
FunkFeuer ist eine offene, nicht-kommerzielle Initiative für freie Netzwerke. Es soll dabei ein nicht reguliertes Netz entstehen, welches das Potential hat, den digitalen Graben zwischen den sozialen Schichten zu überbrücken und so Infrastruktur und Wissen zur Verfügung zu stellen.

- "offene":
Was bedeutet für uns "offen"?
Ich persönlich interpretiere das als "einfach zugänglich" bzw. "leicht erreichbar" statt "verschlossen" bzw. "auf einen bestimmten Personenkreis eingeschränkt" oder "geheimniskrämernd" oder gar "abweisend".
Eines der Probleme die ich dahingehend sehe ist, dass es für Neulinge bzw. neue Interessenten nicht einfach ist, dabei mit zu machen. Stichwort Einstiegshürde. Sollte das absichtlich sein, würde ich meinen, unser Ziel ist z.B. NICHT das Wachstum des Netzes sondern das bleiben innerhalb eines bestimmten Personenkreises, was meiner Meinung nach entsprechend NICHT "offen" ist bzw. "offen" dahingehend klarer oder anders definiert werden müsste.
-> Daher ist für mich eine Zielsetzung, mein Wissen uneingeschränkt weiter zu geben um anderen auch die einfache Möglichkeit zu bieten Knoten aufzubauen und wiederum Wissen weitergeben zu können.

- "nicht-kommerzielle":
kurze Suche im Web:
Nicht gewerbliche (kommerzielle) Nutzung ist jeder Gebrauch ohne Gewinnabsicht. Folgendes sind Fälle für nicht-gewerbliche Nutzung:
   * Persönliche Nutzung für eigene Zwecke.
   * Empfehlungen für Bekannte.
   * Familien-, Verein- oder Organisations-Webseite.
   * Forschung.
   * Soziale Dienste.
   * Katastrophenhilfe.
Daraus interpretiere ich eben diese Fälle als Zielsetzung bei der Weitergabe meines Wissens. Weiters versuche ich genau dadurch auch Interesse und Motivation zu fördern um gegenseitige Unterstützung (auch bei nicht-technischen Themen) zu erwirken.
Ein weiteres Problem, welches ich leider zeitweise mitbekomme ist die Nachrede über Mitglieder, welche den Verein angeblich nicht unterstützen und "nur gratis Internet wollen". Stichwort "Leecher". Einerseits sehe ich das absolut nicht so, da allein schon durch das zur-Verfügung-stellen des eigenen Standorts ein weiterer aktiver Knoten ermöglicht wird der das Netzwerk stützt bzw. Möglichkeiten zur Vernetzung bestehender sowie neuen Interessenten bietet und andererseits, sofern man diese Knotenbetreiber auch mal kontaktiert, diese so gut wie immer unterstützend agieren, habe ich zumindest bisher oft die Erfahrung machen dürfen.
Die Erwartungshaltung, dass jeder Interessent bzw. Knotenbetreiber technisch soweit bewandert ist um alles selbst zu können und soweit interessiert, laufendes Geplänkel auf der Mailingliste zu verfolgen, ist meiner Ansicht nach zu viel Erwartung.
-> Hier könnte eine Zielsetzung beispielsweise sein, einerseits bestehende Mitglieder zur Teilnahme an den Mailinglisten zu motivieren bzw. andererseits evtl. eine vereinsinterne Liste an Fähigkeiten von Knotenbetreibern zu realisieren, wo die (technischen aber auch nicht-technischen) Fertigkeiten dieser Nutzer heraus gehen die diese Mitglieder sehr gerne einbringen würden, aber bisher nicht wissen wo es gut angebracht wäre.

- "Initiative für freie Netzwerke":
Initiative (von lateinisch initium "Anfang, Beginn")
Darunter verstehe ich mitunter auch selbst "die Initiative zu ergreifen" um neue Interessenten sowie bestehende Mitglieder dahingehend zu unterstützen um sie in unser Netzwerk bzw. unseren Verein einzubinden. Ich merke bei persönlichem Kontakt oft grosse Hilfsbereitschaft aber auch Unsicherheiten wie man sich denn einbringen könnte. Da ist die Erwartungshaltung, dass nicht-technisch versierte Personen sich technisch einbringen möglicherweise zu viel verlangt und meiner Ansicht nach nicht zielführend.
-> Hier wäre meines Erachtens eine Zielsetzung, dass erfahrenere Mitglieder somit neue wie auch bestehende Mitglieder aktiv kontaktieren, ggf. diese besser kennen lernen um nebenbei deren Fähigkeiten heraus zu finden und versuchen sie in die Community einzubringen bzw. dazu zu motivieren. Oft können diese anderes (nicht-technisches) Wissen einbringen, das uns Technikern an anderer Stelle manchmal durchaus fehlt bilde ich mir ein. Dadurch besteht natürlich die Möglichkeit voneinander zu lernen.

- "Es soll dabei ein nicht reguliertes Netz entstehen":
Daraus interpretiere ich, "es *soll* ein Netz entstehen". Wie entsteht ein Netz? Meiner Ansicht nach durch weitere Standorte welche uns die Möglichkeit bieten, Knoten aufzubauen um das Netz besser und weiter vernetzen zu können. Daher sehe ich jedes neue wie auch bestehende Mitglied grundsätzlich als mögliches Potential einen weiteren Knoten aufzubauen oder bestehende Knoten auszubauen um das Netz zu erweitern bzw. weiter zu stärken.
Es passiert ja auch nicht selten, dass Mitglieder, die aus mangelnder Sichtmöglichkeiten bisher nur zu einem Knoten Sicht haben, der selbst nur einen Link hat und daher Antennen spenden um bestehende Knoten auszubauen und natürlich sich selbst auch ins Netzwerk überhaupt verbinden zu können. Die Erfahrung hat ebenso gezeigt, auch wenn es anfänglich nicht sonderlich aussichtsreich für eine gute Vernetzung aussieht, zahlt es sich dennoch aus einen Knoten aufzubauen, auch wenn er anfangs nur eine Verbindung hat und diese schwach ist. Denn es passieren mit der Zeit immer wieder "Zufälle" wo sich dann plötzlich doch weitere Verbindungen realisieren lassen und somit die Vernetzung verbessern um das Netz besser stützen zu können. So manche langjährigen Mitglieder können das bestimmt bestätigen, dass sie anfangs als kleiner Knoten angefangen haben und über die Zeit ihr Knoten durch weitere Knoten und weitere Verbindungen immer mehr gewachsen sind.
-> Hier interpretiere ich als eine Zielsetzung, möglichst viele Knoten zu realisieren. Im Jahr 2010 haben wir von "über 200 aktive Knoten" gesprochen( https://youtube.com/watch?v=18JgSjwH4k8 ), heute (2021) haben wir schwankend 200 aktive Knoten. Wie wäre es daher mit einer konkreteren Zielsetzung von, sagen wir mal, über 300 aktive Knoten in 5 Jahren?

- "den digitalen Graben zwischen den sozialen Schichten zu überbrücken":
Wie stellen wir uns das vor? Ich persönlich sehe das nicht nur rein (netzwerk-)technisch so sondern z.B. auch im Sinne von beispielsweise Sachspenden um das netzwerktechnische überhaupt erst zu realisieren.
Es gibt Interessenten bzw. bestehende Mitglieder, die sich kommerzielle Internet-Angebote und auch benötigtes Equipment wie Antennen/Router nicht so einfach leisten können, jedoch aber an exponierten Standorten wohnen, die uns als Verbindungsstandort sehr gut dienen. Somit kann einerseits das Problem des Internet-Zugangs für den Nutzer und andererseits das Problem der benötigten (exponierten) Standorte für eine bessere Vernetzung gelöst werden.
-> Hierbei könnte eine Zielsetzung sein, die Organisation dahingehend zu verbessern, Personen die sich das nötige Equipment nicht so einfach leisten können, aber dafür gute Standorte zur Verfügung stellen können, das Equipment zu sponsern. Das passiert ja bereits schon, auch durch Mitglieder die sich mehr Redundanz für ihren Knoten wünschen und gerne Equipment zwecks Netzausbau spenden.

- "Infrastruktur und Wissen zur Verfügung zu stellen.":
Unter "Infrastruktur zur Verfügung stellen" verstehe ich den Aufbau sowie auch das Anbieten der Möglichkeit für den Aufbau weiterer Knoten. Das Wissen dazu, wie man einen Knoten aufbaut, wird meines Wissens auch direkt bei der aktiven Unterstützung des Aufbaus weiter gegeben. Es spricht daher nichts dagegen, wenn bestehende Mitglieder neuen Mitglieder unter die Arme greifen um ihnen somit schneller zu einem aktiven Knoten zu verhelfen. Damit wird neben Verringerung der Einstiegshürde auch die Motivation gehoben es einem nach zu machen bzw. es einem gleich zu machen und mit dem gewonnenen Wissen anderweitig unter die Arme zu greifen.
-> Da könnte man als eine Zielsetzung interpretieren, beispielsweise das Wiki bzw. auch die Webseite inhaltlich zu überarbeiten und versuchen das transparenter zu gestalten damit neue Interessenten einfacher und schneller die nötigen und oft gefragten Informationen finden. (Das Foto vom Knoten Brenner mit der Hindernisbefeuerung ist zwar schön, irritiert lustigerweise aber so manche Interessenten und auch Hausverwaltungen, da dadurch angenommen wird, dass wir solches auf Dächer verbauen. Beispielhafte Fotos von Montagen wären vorteilhafter denke ich.)

Bzgl. Forschung/Netz-Entwicklung möchte ich noch folgendes hinzufügen:
Als wir damals noch primär mit 2,4GHz über den Dächern gearbeitet haben, konnten wir lernen, dass uns leider nicht unendlich Airtime zur Verfügung steht und deswegen der Einsatz von Omni-Antennen suboptimal ist, was mitunter auch ein Grund war, dass der Ad-hoc WLAN-Modus dann später bei 5GHz nicht weiter verfolgt bzw. nicht weiter genutzt wurde und die Entwicklung stattdessen mehr auf gerichtete Verbindungen ging und wir uns somit mehr mit unseren Nachbarn absprechen müssen um Verbindungen zwischen Knoten zu realisieren. Nun geht offensichtlich die Entwicklung weiter zu 60GHz wobei die Koordination umso mehr nötig ist und uns zusätzliche Limitierungen wie maximale Entfernungen von etwa 2km Schwierigkeiten bereiten. Sollten also in Zukunft die meisten Knotenbetreiber (wie damals bei 2,4GHz) langfristig von 5GHz auf 60GHz wechseln, würden wir dafür auch genug Knoten benötigen um Verbindungen von bis zu höchstens 2km (oder besser 1,5km) zu schaffen. Um das auch tatsächlich 
schaffen zu können, brauchen wir deutlich mehr Standorte bzw. aktive Knoten was meiner Ansicht nach darauf hindeutet, dass wir uns entsprechend auch vermehrt um potentielle Knoten bzw. neue Interessenten kümmern müssen, die uns wiederum erst die Möglichkeit für mehr Infrastruktur bieten.

LG Christoph


Am 18.02.2021 um 12:47 schrieb Matthias Šubik:
> Wo ist FunkFeuer in 1/2/5 Jahren?
> Deine Meinung ist gefragt. Gemeinsam Träumen ist erlaubt, aber auch der Austausch von Richtungsargumenten.
>
> Falls Dich oben angesprochene Themen interessieren, dann komm doch
> am Freitag, 19.2. 21:00 - 23:00 zu unserem treffen.funkfeuer.at, unter
> https://treffen.funkfeuer.at/b/mat-2cw-nhx
>
> Themen wie Community-Strategie,
> organisatorische Arbeit für Forschungsprojekte,
> nächste große Projekte.
>
> Ich hoffe wir sehen uns dort.
>
> Beste Grüße
> Matthias Šubik
>







Mehr Informationen über die Mailingliste Wien