[Wien] Freies Netz - MFG-A
Erich N. Pekarek
(spam-protected)
So Mai 10 11:21:57 CEST 2020
Hallo Peter,
erlaube mir bitte ein paar Kommentare zu Deiner an Christoph gerichteten
Sichtweise:
Am 10.05.20 um 04:51 schrieb Peter Kuhm:
> Hi Christoph,
>
> [...]
> Ich hätte das ja eher eingenordet als Nachwehen vom Stillstand bei
> Homepage, Forum, Wiki, Map, etwas das ich damals nur aus dem Augen-
> winkel beobachtet hab.
Der Tenor lautete damals wie auch in den Jahren zuvor, -mit
Unterbrechung in dem einen Jahr, als Joe vorgezeigt hat, dass es auch
anders geht, man solle nichts vom Vorstand verlangen, denn der hätte
keine Manpower dafür und viel zu viele Tasks, und, dass das so keine
Freude machen würde, weil es ja Freiwilligenarbeit sei. Nun, dass das
mit der Freiwilligenarbeit so eine Sache ist, wirst Du aus dem
Augenwinkel heraus auch gesehen haben.
> [...] Ein Blick in die aktuellen Statuten* verrät uns wie der Verein heißt [...]
Dass sich jemand die Mühe macht, die Statuten wieder ins Gespräch zu
bringen, bereitet mir große Freude, denn bisher habe ich das stets
getan, mich aber auf Betreiben einiger Vorstände etwas zurückgenommen :-)
> Die Verfügbarkeit von Internet Connectivity hat sich in AT in 10 Jahren
> natürlich verbessert, mit always-on und mobiler Abdeckung (leider halt
> noch sehr wenig FTTH).
>
> Den Bedarf nach einem erträglich performanten Netzzugang mit "ich kanns
> mir aber nicht leisten" scheint mir (an vielen Stellen) nun geringer.
Womit eben von Außenstehenden, die man mit der Idee freier Netze
infizieren möchte, auch häufiger die Frage aufkommt, wozu gibt es
Funkfeuer überhaupt, wenn ich doch ohnehin schon 4G habe, und, wenn doch
5G vor der Türe steht. Ich sehe darin ein Versagen, unsere Ideen nach
Art von Freifunk auch gezielt in die Bevölkerung zu tragen.
>
> Ich seh 0xFF auch nicht (mehr) primär als Access-Provider, vgl (f)(g).
> Wir wollen freie Netze (aus Gründen - die wir kennen, sind aber in den
> Statuten nicht extra ausgeführt) und wir wollen ein freies Bürgernetz
> koordinieren. Da schwingt schon mit, dass die Bürger es selbst in die
> Hand nehmen.
Funkfeuer als Verein koordinierte aus meiner Sicht bis vor einigen
Jahren (mit zuvor erwähnter Ausnahme) einzig sein Housing penibelst,
obwohl das mit der Community nur peripher zu tun hat. Die Apologetik
hierzu kennen wir zur Genüge und wollen das auch nicht wieder aufwärmen.
In den letzten Jahren ist noch die Arbeit des neu organisierten
Backbone-Teams hinzugetreten, wo durch strukturelle Planung und
persönlichen Einsatz der Ausführenden ein nicht zu unterschätzender
Nutzen für künftige Entwicklungen in der Community geschaffen worden ist
- und weiter geschaffen wird.
Hierin sehe ich ein Bekenntnis zur Schaffung einer das Bürgernetz
tragenden Infrastruktur, die über die Roofnodes und den Tunnelserver
letztlich bei den Netzbürgern auch ankommt.
>
> Ein größeres und besser vermaschtes Netz ist besser. Wenn jetzt
> jemand einen guten Standort bereitstellen kann, aber selbst kein
> Interesse an der Connectivity, dem Netz oder der Technik hat aber
> dieser Knoten dem Netz gut weiterhelfen würde, so bitte gern, wenn
> sich da jemand engagiert und das Ding aufzieht. Aber dann halt auch
> selbst als zuständigen, responsive Kontakt eintragen (bzw eine Person
> finden die das übernimmt). Für die alleinige Zurverfügungsstellung
> der Location braucht es mE dann auch keine ordentliche Mitgliedschaft.
> Wenn die Location von der 0xFF-Connectivity doch profitieren kann,
> ist das nur Recht so. Win-win.
So weit, so gut. Was Du hier beschreibst und zugleich kritisierst, ist
der Modus operandi. Bedenke aber folgende Punkte:
* Wir haben immer wieder Interessenten, bei denen das vermaschte Netz
seine Ausbreitung zum jeweiligen Standort noch nicht einmal ansatzweise
gefunden hat. Hier ist ein zielgerichteter Linkaufbau, den der
interessentierte User niemals allein bewerkstelligen kann, vonnöten.
* Die Idee eines solchen Bürgernetzes geht von der Annahme aus, dass
zumindest so viele Stationen vorhanden sind, dass eine Verbindung a)
stets möglich und stets verfügbar ist, und b) die Redundanz durch die
Knotendichte steigt. In Wien gibt es nur wenige Orte, an denen sich dies
in den Jahren, die ich nun dabei bin, auch tatsächlich so entwickelt hat.
* Etliche Interessenten sind gerade keine Techniker - sie als
responsiven Kontakt einzutragen, solange sie die Basics nicht erlernt
haben, ist nicht zielführend, sondern gerade auch nicht in Hinblick auf
Missstände bei der Einhaltung regulatorischer Vorgaben - siehe
Wetterradarproblematik - auch schädlich.
* Die Differenzierung „guter Standort“ - „schlechter Standort“ würde die
Teilnahme exklusiv beschränken, weil das Soziale Gut B (Teilhabe am
Netz) das Vorhandensein des Sozialen Gutes A (guter Standort)
voraussetzen würde und Interessenten ohne guten Standort damit von der
Teilnahme ausschließen würde. Natürlich sind gute Standorte essentiell
für das technische Funktionieren des Netzwerks, aber ein Bürgernetz
erfordert weit mehr als das - nämlich in erster Linie Bürger, die dabei
auch mitmachen. Das ist durch Anreize und punktuelle Hilfe eher möglich.
Fazit: Man muss Neueinsteiger manchmal eben auch an der Hand nehmen und
an die Materie heranführen.
> [...]
>> - aktives Werben bei Familie/Freunden/Bekannten/Arbeitskollegen/...
>> - Animation zum Mitmachen und Mitlernen sofern gewünscht
>> - sofern vom Mitglied gewünscht, optionales Angebot die technische
>> Administration zu übernehmen und dadurch:
>> - - eine laufend weiterentwickelte "Standard-Konfiguration" einheitlich
>> für verwaltete Knoten einzusetzen
>> - - aktives Monitoring der Knoten und nach Zustimmung auch Kontakt-
>> aufnahme mit dem Mitglied bei technischen Problemen
>> - - Laiengerechte Vermittlung der technischen Funktionsweise des
>> realisierten Standortes und aller seiner Komponenten
> Auch gut, nur sollten Leute nicht allein darauf hingewiesen werden,
> dass es da "kostenlos Internet" gibt ohne die Gründe für ein freies
> Netzes auszuführen. Wenn den Aufbau auch gleich ein Dienstleister
> aus der Hand nimmt, so hab ich meine Bedenken, ausser es ist ein
> strategisch wertvoller Node der Abdeckung oder Ausbau besonders
> fördert, wie schon oben geschrieben. Leute die nur am kostenlosen
> Internet interessiert sind, werden bei Schwierigkeiten schnell
> darüber mosern. Die haben dann wenig Verständnis, dass wir gerne
> lernen wie so ein DIY-Netz im Echtbetrieb performt.
Der Einwand ist zunächst valide, aber Du differenzierst wieder nach der
Bedeutung von Nodes aufgrund des Standortes und übersiehst dabei, dass
Du Deine zuvor aufgestellten Regeln (User sollen selbst den Node
betreiben, um zu lernen; niemanden anlocken, der mosern könnte;) anhand
des postulierten Nutzens wieder bis zur Unkenntlichkeit relativierst.
>
>> Am liebsten wäre es mir, das alles innerhalb FunkFeuer als
>> FunkFeuer-Service für alle Mitglieder anzubieten.
> Mitglied hilft neu Dazugestossenen ist jetzt kein Novum, aber wenn
> sich ein paar Leute finden die sich als besonders hilfsbereite
> Taskforce zur Aufbauhilfe eines neuen Knotens anbieten, IMHO gern.
>
> Soll aber nicht den Eindruck eines Dienstleisters machen (deren
> Leistung sollte dann nämlich auch abgegolten werden) und nicht auf
> vom Verein gestellter Hardware passieren. Kein Provider, kein
> Anspruch auf Dienstleister. Bei einem ideellen Verein gibts keine
> geldwerten Vorteile für Mitglieder.
Wer stellt dem dem Verein seine Hardware zur Verfügung? Der liebe Gott?!
Ein Netz, das auf Kooperation aufbaut, bedingt wechselseitige Nutzung.
Das ist übrigens auch der Kern des PPA. Schon allein deswegen geht die
Kritik ins Leere.
Zu den geldwerten Vorteilen - fachgerechter Aufbau, Betrieb und Wartung
eines Knotens sind keineswegs kostenlos. Da sind Vorbereitungsarbeiten,
Material, Energiekosten und der laufende Wechsel alternder oder defekter
Hardware zu leisten. All dies ist Grundlage dafür, dass überhaupt ein
Netz aufgebaut werden kann. Du darfst davon ausgehen, dass Kosten und
Nutzen -aus dieser Perspektive gesehen- sich selbst bei kleinen Knoten
die Waage halten.
Wer das anders sieht, hat entweder noch nie einen Knoten betrieben oder
lebt in einem Elfenbeinturm - ich bitte um Pardon für diese deutlichen
Worte.
Davon abgesehen hast Du eingangs den Namen des Vereins erwähnt:
„Funkfeuer Wien - Verein zur Förderung freier Netze“ - damit ist der
Wille der Vereinsgründer, dass es weit mehr als nur ein freies Netz
geben soll, das gefördert werden soll, der Community bereits in die
Wiege gelegt. Wie diese konstituiert sein müssen, ist auch im Statut
nicht näher ausgeführt.
>
>> Ich habe dazu mit Schlüssel-Personen von FunkFeuer gesprochen und
>> um Meinungen gebeten. Mit wenigen Ausnahmen bekam ich da von allen
>> gefragten Personen eine Antwort, die sich auf folgende Aussage
>> verallgemeinern lässt: "Ja, mach das! Super Idee, aber mach das
>> nicht als FunkFeuer bzw nenne es nicht FunkFeuer."
>> Also bin ich dem "Rat" gefolgt...
Das hast Du unkommentiert stehen gelassen - ich erinnere mich allerdings
an lange Telefonate, die auch ich mit Wolfgang und David im Jahr 2017
geführt habe; als Arbeitsgruppe im Verein war das wechselseitig in
dieser Form unerwünscht - einerseits sollte man den Verein weder
vereinnahmen, noch schien es möglich frühere Mitglieder, die nach
Streitigkeiten im Verein absent waren, unter der „Marke“ Funkfeuer
wieder an Bord zu holen; Forderungen an den Verein sollten wir schon
einmal gar nicht stellen, sondern Manpower bereitsstellen - siehe
Kontroverse über Manpower; Knotenaufbauten im Namen von Funkfeuer waren
nicht gern gesehen, aber beim Vorschlag, Funkfeuer in je einen
dedizierten Community-Verein und einen Housing-Verein auszugründen, um
Manpower nicht verpuffen zu lassen, war auch gleich wieder von Spaltung
die Rede.
Jetzt wurde im Sinne einer Arbeitsgruppe ein Mittelweg gewählt, der zum
Zweck hatte, dem Vorstand im Rahmen unserer Möglichkeiten den Rücken
freizuhalten
und beizutragen, wo es nur möglich ist - Du hast es eingangs erwähnt:
Knotenaufbau, Mitgliedersupport, Tunnelserver, Map, VoIP, ...- und
welche Kritik höre ich im Hintergrundrauschen: Spaltung.
Da fällt mir zum Muttertag nur ein alter Witz ein:
Die Mutter schenkt dem Sohn zwei Krawatten. Als der Sohn am Muttertag
eine davon trägt, freut sich die Mutter: „Schön, dass Du die Krawatte
trägst, die ich Dir geschenkt habe... aber ... die andere gefällt Dir
etwa nicht?“
> Ciao,
> Peter
>
>
> PS: MAGA-Scherzerl stossen mir auch auf, Zitat aus Subject entfernt
>
Mit freundlichen Grüßen also - wie bereits im Subjekt ersichtlich. ;-)
Erich
Mehr Informationen über die Mailingliste Wien